Die Schulgeschichte Deutschlands bis zum Jahr 1914
von Sophia Bourganis (Begas-Kurs)
Wie ist das John-Lennon-Gymnasium zu dem geworden, was es heute ist? Diese Frage können wir nur beantworten, wenn wir uns auch ansehen, wie das heutige Schulsystem sich entwickelt hat. Am besten fangen wir am Anfang der deutschen Schulgeschichte an.
Die ersten Schulen in Deutschland
Die beginnt im 17. Jahrhundert. Vor dem 17. Jahrhundert gab es natürlich auch schon Schulen, aber lediglich für eine privilegierte Minderheit, die in Kloster- oder Lateinschulen unterrichtet wurde. Nach der Französischen Revolution änderte sich jedoch einiges. Viele damalige Landesfürsten erließen nach und nach die Schulpflicht sowie Schulordnungen, welche den Vorstellungen der Kirche entsprachen. Wenn sie es sich leisten konnten, heuerten Eltern einen Privatlehrer an, der ihre Kinder von zu Hause aus unterrichtete. Falls die Familie es sich aber nicht leisten konnte, mussten die Kinder fortan in die Schule gehen. So hatten auch Kindern aus einfachen Verhältnissen die Möglichkeit sich zu bilden. Diese sind dann auf sogenannte Elementarschulen gegangen. Auf diesen Elementarschulen haben sie lesen schreiben und rechnen gelernt, so ähnlich wie auf unseren heutigen Grundschulen. Damals musste man anders als heute Schulgeld zahlen. Um die Kinder vom damaligen „Schulschilling“ zu befreien, gab es in manchen Orten Geldsammlungen in Gottesdiensten oder Zinseinnahmen der Kirche, die für Schulgelder verwendet wurden.
Trotz aller Maßnahmen, die getroffen wurden, lag die Einschulungsquote am Ende des 18. Jahrhundert lediglich bei 50% aller Kinder. Das lag vor allem daran, dass viele Eltern die Hilfe der Kinder im Haushalt benötigten und sie kein Schulgeld bezahlen konnten oder wollten. Außerdem gab es, vor allem in ländlichen Regionen oft keine gute Unterrichtsversorgung.
Viele Lehrer im 19. Jahrhundert waren Handwerker, Künstler und ehemalige Soldaten. Die meisten waren nicht als Pädagogen ausgebildet worden, vor allem auf dem Land. In der Regel erhielten sie auch kein richtiges Gehalt, sondern wurden von den Eltern der Schüler mit dem Nötigsten versorgt. In der Stadt waren die Verhältnisse schon anders. Dort waren Lehrer öfter ausgebildet, aber das Gehalt war ebenfalls sehr niedrig. Von ihnen wurde erwartet, dass sie mit „väterlicher Güte und Strenge“[1] unterrichten. Trotz allem wurde im Unterricht oft zum Rohrstock gegriffen.
Veränderungen des Schulsystems
Im 19. Jahrhundert kam es aber zu wichtigen Veränderungen im damaligen Preußen. Nach den Gebietsverlusten und Niederlagen gegen die Napoleonischen Truppen gab König Friedrich Wilhelm III. bekannt, dass er durch eine bessere Schulbildung die geistigen Kräfte für einen nationalen Neuanfang sammeln wolle. Außerdem gab es im Jahr 1807 weitere große Veränderungen. Die Leibeigenschaft wurde aufgehoben, also Menschen, welche früher von einem Herrn abhängig waren, lebten nun in Freiheit. Dazu wurden Gewerbefreiheit und freie Berufswahl eingeführt. Außerdem konnten Menschen mehr so leben wie sie wollten und nicht wie es bisher dem Stand ihrer Familie vorgeschrieben war. So wurden Leistungen ausschlaggebender für die Berufswahl und deshalb erhielten die Schulen die Aufgabe, die Kinder zu guten Bürgern zu erziehen.
Die Nationalschulen
Es entstand das Konzept der Nationalschulen. Diese Nationalschulen sollten alle damaligen Schichten eine allgemeine und umfassende Bildung bieten. Mit der Neuorganisierung des Schulwesens wurde der deutsche Diplomat und Philosoph Wilhelm von Humbolt (1767-1835) beauftragt. Zusammen mit dem Staatsrat Johann Wilhelm Sürvner (1775-1829) erstellte er einen Plan, um alle Trennungen zu überwinden und ein einheitliches Schulsystem zu entwickeln. Er wollte, dass alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft eine grundlegende Bildung erfahren und so allen Zugang zu Kultur und Sprache ermöglichen. Dieses Schulsystem sollte aufeinanderfolgende Stufen haben. Zuerst eine für alle Kinder gemeinsame „Elementarschule“ eine darauffolgende „Stadtschule“ und ein für die besten gedachtes „Gymnasium“. Dieser Vorschlag stieß aber auf Widerstand, denn viele Menschen wollten nach der Niederlage Napoleons alles beim Alten lassen. So wurde zwar das Schulsystem verändert, aber die Kinder wurden immer noch nach Ständen getrennt. Nun gab es auf der einen Seite das Volksschulwesen, welches unterfinanziert und überfüllt war und wo den Kindern nur das Nötigste beigebracht wurde. Auf der anderen Seite gab es jedoch die gut finanzierten Gymnasien, welche einen eher wissenschaftlichen Lehrplan hatte.
Die Realanstalten
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert gab es größere Veränderungen im Schulsystem. Denn durch das Bevölkerungswachstum, Zuwanderung und die Industrialisierung musste den Kindern mehr über Technik, Handel und Wirtschaft und die dort expandierenden Verwaltungsaufgaben beigebracht werden, um sie für die Arbeitswelt vorzubereiten. Da weder die Volksschulen noch die Gymnasien dafür geeignet waren, wurden die sogenannten Realanstalten gegründet. Auf diesen Realanstalten wurden vor allem Mathe und Naturwissenschaften unterrichtet. Künstlerische Fächer, wie Literatur, wurden allerdings vernachlässigt und standen nicht im Fokus.
Mädchen in der Schule
Zur selben Zeit fing man an Mädchen eine höhere Schulbildung zu ermöglichen. Diese konnten anfangs nur auf die Volksschule gehen und später vielleicht auf eine höhere Mädchenschule. Auf diesen Mädchenschulen wurden ihnen allerdings nur das beigebracht, was sie später als Hausfrau und Mutter brauchen, also konnten nun sie eine richtige Ausbildung erhalten und später einer Tätigkeit nachgehen, außer nur Zuhause zu bleiben und sich um den Haushalt kümmern.
Unterschiedliche Gymnasien
Außerdem veränderten sich auch die Gymnasien. Nun gab es die „Realgymnasien“ und die „Obergymnasien“, die auch viel Unterstützung durch Ingenieure, Ärzte, Naturforschern und andere einflussreiche Berufsgruppen erhielten, da sie, anders als die damaligen Gymnasien, moderne Fremdsprachen und Naturwissenschaften unterrichten. Nach zwei „Schulkonferenzen“ in den Jahren 1890 und 1900 wurden diese neuen Schultypen dem humanistischem (ursprünglichem) Gymnasium gleichgestellt, welches, im Gegensatz zu den anderen Schultypen, einen großen Wert auf künstlerische Fächer und alte Sprachen legt.
Die Anfänge des JLGs
Das Gebäude des John-Lennon-Gymnasiums wurde 1884/1885 gebaut. Seitdem hat es auch schon als Schule fungiert. Damals hieß das John-Lennon-Gymnasium aber die 153. Knaben und 154. Mädchenschule, da Mädchen und Jungen getrennt Unterricht hatten. Deshalb gab es auf jeder Etage Trennwände und nur die Aula und der Hof durften gemeinsam betreten werden. Es gehörte zu den Volksschulen, also gingen auf die Schule vor allem Kinder aus der unteren Schicht. Außerdem war das John-Lennon-Gymnasium eine Elementarschule, ähnlich wie unseren heutigen Grundschulen.
Quellen:
- https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/229629/schulgeschichte-bis-1945-von-preussen-bis-zum-dritten-reich/ 18.07.2025
- https://www.zeitklicks.de/kaiserzeit/alltag/kindheit-und-jugend/setzen-steh-auf-ruhe 18.07.2025
- Material von einem Workshop zur Geschichte des JLGs 2020
(Dieser Text entstand im Rahmen eine Begabten-Förderungskurses, an dem Sophia im Schuljahr 2024/5 teilgenommen hat.)
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