Besuch der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer am John-Lennon-Gymnasium, 02. Mai 2018
Am 2. Mai 2018 hatten die 9. Klassen des John-Lennon-Gymnasiums die Ehre, die 96-jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer zu empfangen und ihr Fragen stellen zu dürfen.
Margot Friedländer wurde am 5. November 1921 in der Lindenstraße in Berlin geboren. Beide Eltern waren Juden und ließen sich 1942 scheiden. Margot, ihr vier Jahre jüngerer Bruder Ralph und ihre Mutter Auguste Bendheim lebten in Kreuzberg.
Am 20. Januar 1943 planten sie ihre Flucht aus Deutschland, doch genau an diesem Nachmittag wurde ihr Bruder Ralph von der Gestapo verhaftet. Ihre Mutter deponierte ihre Handtasche, welche ihre Bernsteinkette und ein Adressbuch enthielt, bei Freunden in der Straße, bevor sie sich der Polizei stellte, um mit Margots Bruder zu gehen. Über diese Freunde ließ sie Margot die Botschaft übermitteln: „Versuche, dein Leben zu machen“.
Später starben ihre Mutter und ihr Bruder im KZ Auschwitz. Margot lebte seit diesem Tag im Untergrund und versteckte sich immer wieder bei neuen Helfern. Ihre Helfer waren alles Deutsche, die gegen den Nationalsozialismus eingestellt waren, wie sie uns erzählte.
Nach 15 Monaten im Untergrund wurde sie von der Gestapo entdeckt. Sie wurde verhaftet und in das Lager Theresienstadt gebracht, wo sie Zeugin der schrecklichen Lebensumstände wurde. Theresienstadt war eines der letzten Lager, welches schließlich am 8. Mai 1945 von der Roten Armee befreit wurde.
Von Theresienstadt wurden 88.202 Gefangene in Vernichtungslager gebracht, 33.456 starben dort und nur 1.654 wurden befreit. Eine davon war Margot mit ihrem Mann Adolf Friedländer, den sie noch im Lager heiratete. Die beiden reisten 1946 per Schiff nach Amerika. 1977 starb ihr Mann. 2010 beschloss sie dauerhaft nach Berlin zurückzukehren.
Nach einer kurzen Ansprache von Frau Hellmuth begann Frau Friedländer, aus ihrer 2008 veröffentlichten Autobiografie „Versuche dein Leben zu machen“ vorzulesen. Während des Lesens zeigte sie uns ihre Bernsteinkette, ihr Adressbuch und ihren Judenstern. Für uns Schüler war es sehr interessant, zugleich aber schockierend und ergreifend ihr beim Lesen zuzuhören. Eine sehr wichtige Erfahrung für uns alle.
Später erzählte Frau Friedländer auf die von einem Schüler gestellte Frage nach Kontakt zu ihren Helfern, dass sie mit einer ihrer Helferin, Fr. Klampear, nach der Befreiung in Kontakt getreten war. Mit Gretchen, der Nichte ihrer Helferin, drehte sie sogar noch einen Film zusammen.
Margot Friedländers neuer Lebenssinn, Menschen von sich zu berichten und ihre Erfahrungen zu teilen, um zu verhindern, dass so etwas Schreckliches noch einmal passiert, helfe ihr bei der Verarbeitung ihrer Vergangenheit.
„Ich spreche für die, die nicht mehr sprechen können“, so kommentierte sie die Frage, ob ihr die Besuche in Schulen und anderen sozialen Einrichtungen helfen würden, ihre Vergangenheit zu verarbeiten. Es sei ihre Pflicht, ihre Erlebnisse und Erfahrungen weiterzugeben.
Doch das Wichtigste, das sie uns mit auf den Weg geben möchte, so Margot Friedländer, sei, dass Mensch gleich Mensch sei, egal welche Hautfarbe man habe, welcher Kultur oder Religion man angehöre. „Respektiert und akzeptiert jeden Menschen, denn wir alle sind Menschen.“
Vielen Dank für Ihren Besuch und vielen Dank an die Verantwortlichen, die diesen einzigartigen Besuch ermöglicht haben.
Für Interessierte empfiehlt es sich sehr Margot Friedländers Buch „Versuche dein Leben zu machen“ zu lesen.
Verfasst von: Hannah, Alex und Malena, SchülerInnen der 9c